EU-Flüchtlingspolitik

Aktuelle Situation für Asylsuchende in Italien

Am Donnerstag, den 23.05.2019, berichtete das ARD-Magazin Monitor über die Situation von Geflüchteten in Italien. Zehntausende Geflüchtete haben in Italien ihr Recht auf Unterbringung verloren und leben dort auf den Straßen in der Obdachlosigkeit. Trotz des Wissens über die Zustände schiebt Deutschland weiter Geflüchtete im Rahmen der Dublin-III-Verordnung nach Italien ab. Es gelte der "Grundsatz des gegenseitigen Vertrauens zwischen der Mitgliedstaaten der EU" lässt das Bundesinnenministerium auf Anfrage der ARD verlauten. Welche Umstände viele Geflüchtete in Italien erwarten, zeigt die Recherchearbeit von Monitor.
Auch die Schweizerische Flüchtlingshilfe hat Anfang Mai einen Bericht über die aktuelle Situation Geflüchteter in Italien herausgegeben sowie die Organisation Borderline-Europe eine Stellungnahme veröffentlicht. In beiden Dokumenten finden sich ausführliche Informationen über das Unterbringungs-System Italiens und Analysen über die Auswirkungen der Salvini-Gesetze für die in Italien schutzsuchenden Menschen. Ein Bestandteil des Gesetzes stellt die Abschaffung des humanitären Schutzstatus dar.

IOM: Todesrate bei Flüchtlingen im Mittelmeer so hoch wie nie - jeder achte Bootsflüchtling stirbt!

Nach Schließung der italienischen Häfen für Schiffe von Hilfsorganisationen und der Verschärfung der Situation in Libyen sind von Januar bis April 2019 257 Menschen auf der zentralen Mittelmeerroute gestorben. Damit hat sich die Todesrate, also das Verhältnis von Verstorbenen zur Gesamtzahl der Bootsflüchtlinge in dieser Region, von 2,6% in 2017 über 3,5% in 2018 auf 12 Prozent erhöht. Da die libysche Küstenwache in diesem Gebiet keine Einsätze mehr fahre, fordern Menschenrechtler, die libysche Seenotrettungszone an Malta zu übertragen.

Seenotrettung: Osterappell

210 Bundestagsabgeordnet*innen aus allen Fraktionen außer der AfD haben in einem sog. Osterappell Forderungen zur Seenotrettung an die Bundesregierung aufgestellt, unter anderem, sich in der EU und bei den Mitgliedstaaten für den Aufbau eines europäisch organisierten und finanzierten zivilen Seenotrettungssystems einzusetzen. Sie müsse sich, notfalls mit einer Koalition williger EU Mitgliedsstaaten, für einen an humanitären und rechtsstaatlichen Grundsätzen ausgerichteten Verteilmechanismus von allen aus Seenot geretteten Menschen stark machen. Außerdem sollten alle internierten Schutzsuchenden in Libyen freigelassen und nach Niger evakuiert werden. Der Bundesinnenminister müsse Kommunen und Gemeinden, die freiwillig aus Seenot gerettete Menschen aufnehmen wollten, so schnell wie möglich eine Zusage erteilen und bei der konkreten Aufnahme dieser Schutzsuchenden unterstützen.
Unterdessen konnten 62 Flüchtlinge das Seenotrettungsschiff "Alan Kurdi" nach anderthalb Wochen in Malta verlassen, nachdem unter anderem Deutschland sich bereit erklärt hatte, 26 von ihnen aufzunehmen.

Seenotrettung: Notfallplan für gerettete Bootsflüchtlinge muss her

Ende März hatten die EU-Mitgliedsstaaten beschlossen, die Mission "Sophia" zwar um sechs Monate zu verlängern, allerdings als Seemission ohne Schiffe und nur als Überwachung des Luftraums über dem südlichen Mittelmeer. Selbst die Sprecherin der EU-Außenbeauftragten meinte, "Wir bezweifeln, dass die Mission so ihr Ziel erfüllen kann." PRO ASYL forderte die Bundesregierung auf, die Initiative zu ergreifen, sodass in einem geordneten Verfahren Bootsflüchtlinge aufgenommen werden. Aktuell wird um 64 Migrant*innen gerungen, die das deutsche Rettungsschiff "Alan Kurdi" der Hilfsorganisation "Sea Eye" aus Seenot gerettet hatte. Unterdessen spitzt sich der Bürgerkrieg in Libyen weiter zu.

UN-Untersuchungskommission veröffentlich neuen Bericht zu Syrien

Immer wieder wird in Deutschland diskutiert, ob Abschiebungen nach Syrien bald wieder möglich sind. Die UN-Untersuchungskommission zu Syrien hält dies für nicht zumutbar. Syrien wird weiterhin von anhaltender Gewalt und schweren Menschenrechtsverletzungen geplagt, was die Rückkehr von Millionen Flüchtlingen unvertretbar, illusorisch und extrem gefährlich macht.

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Flucht über das Mittelmeer immer gefährlicher

Sechs Tote pro Tag bzw. beinahe eine Verdreifachung der Todesrate auf dem Mittelmeer von 2017 auf 2018 - das sind die traurigen Zahlen, die jetzt das Flüchtlingshilfswerk UNHCR mitteilte. Während im Seegebiet zwischen Libyen, Malta und Italien 2017 ein Flüchtling auf je 38 Ankommenden auf See ums Leben kam, war es im vergangenen Jahr ein Toter auf alle 14 Ankömmlinge. Die UNHCR macht dafür die restriktive Flüchtlingspolitik der EU mitverantwortlich.
Unterdessen willigte Italien ein, 47 von der "Seewatch 3" aus Seenot Gerettete an Land zu lassen, nachdem sich nach fast zwei Wochen Verhandlungen Italien, Malta, Rumänien, Luxemburg, Portugal, Frankreich und Deutschland bereit erklärt hatten, die Menschen aufzunehmen.

Seenotrettung: Irrfahrt beendet - die Diskussion geht weiter

Die seit Wochen auf dem Mittelmeer blockierten deutschen Rettungsschiffe "Sea Watch 3" und "Professor Albrecht Penck" mit 49 Migrant*innen an Bord durften kürzlich in Malta anlegen. Auf den überfüllten Schiffen mussten zwischenzeitlich Wasser und Nahrung rationiert werden. Gemeinsam mit weiteren 249 Flüchtlingen, die bereits auf Malta waren, werden sie auf acht EU-Mitgliedsstaaten verteilt. Deutschland wird 60 von ihnen aufnehmen.
Weiterhin ohne Ergebnis blieb die Diskussion, wie zukünftig Flüchtlinge aus Seenot auf die EU-Mitgliedsstaaten verteilt werden können. „49 Menschen für fast drei Wochen auf See an Bord zu haben, ist nicht das, wofür die Europäische Union stehe“, erklärte EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos.

Nach viermonatiger Blockade durch Malta: Sea-Watch 3 rettet wieder

Gemeinsam mit der spanischen Organisation Open Arms und dem italienischen Partnerprojekt Mediterranea kehrt die Sea-Watch 3 in die Seegebiete vor Libyen zurück. Eine Flotte mit drei Schiffen aus drei Ländern, die zudem von einem Aufklärungsflugzeug unterstützt wird, sieht sich als zivilgesellschaftliche Antwort auf die Abschottungspolitik der Europäischen Union und wird im zentralen Mittelmeer eine gemeinsame Such- und Rettungsaktion durchführen und Menschenrechtsverletzungen dokumentieren. Das Italian Institute for International Political Studies teilt dazu mit, dass zwar die Ankünfte in den letzten Monaten zurückgegangen sind, allerdings ertrank jede fünfte Person beim Versuch, über das zentrale Mittelmeer zu fliehen. Laut Sea-Watch eine Zahl, "die unmittelbar auf die Behinderung ziviler Rettungskräfte und die Auslagerung europäischer Verantwortung an die sogenannte libysche Küstenwache zurückzuführen ist."

Libysche Seenotrettung

Nachdem sie ein Funkspruch der Seenotrettungszentrale in Rom erreichte, hatte das unter libyscher Flagge fahrende Containerschiff „Nivin“ 90 Schiffsbrüchige aus dem Mittelmeer gerettet und war in den libyschen Hafen Misurata zurückgefahren. Die Menschen weigerten sich, das Schiff zu verlassen; aus Angst, wieder in die libyschen Lager zurückgebracht zu werden, wo sie nach eigenen Angaben in den letzten Monaten gefoltert und mißbraucht worden waren. Verhandlungen zwischen den libyschen Behörden, den Flüchtlingen sowie Vertretern mehrerer Botschaften scheiterten. Nun stürmten Sicherheitskräfte, die dem libyschen Innenministerium unterstellt sind, das Schiff und schossen dabei nach Aussage von Vertretern des Roten Halbmondes mit Gummigeschossen auf die Menschen an Bord, die sich mit Stangen bewaffnet hatten. Zehn verletzte Migranten wurden in ein Krankenhaus gebracht. Die restlichen Besetzer wurden wie die zuvor von Bord gegangenen 29 Minderjährigen in ein Migrantenlager nahe der libyschen Hauptstadt Tripolis gebracht.

Letztes Seenotrettungsschiff lahmgelegt

Auf Initiative der italienischen Regierung verliert mit der Aquarius 2 das letzte Flüchtlings-Rettungsschiff seine Zulassung. Es segelte zuletzt unter panamaischer Flagge. Grund sei eine Beschwerde Italiens, wonach die Aquarius sich geweigert habe, aufgenommene Flüchtlinge in ihren Ausgangshafen in Libyen zurückzubringen. Das Schiff war erst vor wenigen Tagen nach einer 19-tägigen Zwangspause von Marseille wieder in See gestochen, nachdem Gibraltar dem Schiff seine Flagge entzogen hatte. Die Betreiber der Aquarius SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen reagierten entsetzt.