Informationen

Herausgerissen aus ihrem sicheren Alltag!

Helferkreis Asyl Spechbach beklagt Abschiebung einer serbischen Familie am 24.11.

Vier Wochen vor Weihnachten wurde Familie M. mit ihren acht Kindern abgeschoben. Unser Helferkreis vom Asylheim Spechbach, insbesondere ihre Patin, hat diese Familie über ein Jahr intensiv betreut. Es ist einfach schrecklich und unbegreiflich. Alle Helfer,Freunde, Schulkameraden, Lehrer und Betreuer sind geschockt und sehr traurig!

Ende Oktober berichteten die Medien über die Änderungen der Abschiebepraxis in Baden- Württemberg und sie erscheinen auf den ersten Blick nachvollziehbar, ebenso die Entscheidung die Balkanstaaten zu sicheren Herkunftsländern zu erklären. In der Praxis aber hat es sich für eine Familie aus Spechbach, für ihre zahlreichen Freunde, Schulkameraden und Sportsfreunde so zugetragen:

In den frühen Morgenstunden des 24. November wurde die Familie aus dem Schlaf gerissen und von einem großen Polizeiaufgebot überrascht. Der Auftrag: Rückführung nach Serbien ohne Aufschiebung.
Es blieb Zeit, das Nötigste einzupacken bevor es in einem Bus des Regierungspräsidiums zum Polizeirevier ging.
Dort saß die verzweifelte Familie in einem Konferenzzimmer und hatte nur die Information, dass sie um 15.40 Uhr mit dem Flugzeug nach Serbien fliegen sollte.
Eine aufmerksame Polizeibeamtin bot Leitungswasser an. In Spechbach machte dieses Ereignis schnell die Runde und die Nachricht erreichte Schulen, Vereine, Freunde und Nachbarn. Alle reagierten gleichermaßen entsetzt, fassungslos und geschockt. Die Kinder der Grundschule in Spechbach wollten aus dem Stehgreif einen Abschied organisieren. Ein Bild wollten sie für die 3 geschätzten Klassenkameraden malen und sich vor der Schule aufstellen.
Wie traurig und verständnislos waren sie, als ihnen gesagt wurde, dass ihre Freunde ohne Abschied gehen mussten und ihnen keine Zeit blieb. Man ließ doch Freunde nicht einfach ohne ein Wort zurück !?

Mir blieb die Zeit für eine feste Umarmung und den Blick in verzweifelte und unsagbar hoffnungslose Augen von 8 Kindern im Alter von 7- 19 Jahren, die 2 Jahre ihres jungen Lebens in Spechbach leben durften, Freundschaften geschlossen und die deutsche Sprache erlernt hatten. Der jüngste Sproß wurde erst im September eingeschult, zwei andere bereiteten sich bereits auf ihren Schulabschluß im Frühjahr 2016 vor. Die Kinder besuchten die Hausaufgabenbetreuung, absolvierten Praktika im Krankenhaus und einer KFZ- Werkstatt und waren Mitglieder im Fußballverein und fester Bestandteil ihrer Teams. Sie waren integriert in die Gesellschaft Spechbachs und der Nachbargemeinde Epfenbach.

Der an Epilepsie erkrankte Sohn konnte ebenfalls ein Praktikum absolvieren und hatte  große Freude daran, in einer Werkstatt für behinderte Menschen zu arbeiten.
Dabei war das Leben hier nicht immer leicht. 2 Jahre lebte die 10- köpfige Familie in einem ca. 30 qm großen Zimmer ohne Rückzugsmöglichkeit und Privatsphäre. Bescheidenheit und Fleiß zeichnet die Familie aus.
Am 15. Oktober durfte sie in eine helle und geräumige Wohnung umziehen und verspürte das erste mal seit langer Zeit große Hoffnung bleiben zu dürfen.
Keine sechs Wochen später werden sie in eine perspektivlose Zukunft geflogen.

In Serbien bekommen sie ihren Pass ausgehändigt und werden mit dem Bus zum Bahnhof in Belgrad gebracht. Dort verbringt die Familie die Nacht. Inzwischen ist die Familie in ihrem Heimatdorf angekommen. Mittellos, hoffnungslos, fassungslos und verzweifelt- Die Kinder vermissen ihre Freunde, Trainer und Lehrer.
Und wir alle hier, vermissen sie !!!!!

Zurück