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Die Notunterkunft für Flüchtlinge in Neulingen-Bauschlott ist nicht länger hinnehmbar

Pressemitteilung 6.5.2015

Angelika von Loeper, die 1. Vorsitzende des Flüchtlingsrats Baden-Württemberg, die in Karlsruhe wohnt und die äußerst schwierigen Lebensumstände für Flüchtlinge in der dortigen Landeserstaufnahmeeinrichtung aus eigener Anschauung gut kennt, erklärt: „Es spricht Bände, wenn Flüchtlinge bei der Ankunft in der Halle in Bauschlott gleich wieder nach Karlsruhe zurück wollen!“ Sie verkenne nicht die schwierige Lage bei der Unterbringung von Flüchtlingen im Land. Dies seien aber zum Teil auch selbst gemachte Probleme in den Stadt- und Landkreisen, die vor einigen Jahren einen erheblichen Bereich ihrer Aufnahmekapazitäten abgebaut hätten. 70 bis 80 Flüchtlinge über Monate in einer kleinen Halle in Doppelstockbetten, Bett an Bett, zusammenzupferchen, sei nicht menschenwürdig und lege die Vermutung nahe, hier werde eine Unterbringungssituation als Abschreckungsmittel benutzt, weil die Flüchtlinge in der Halle zum großen Teil aus dem Kosovo kommen.

Die Kreistagsfraktion der Grünen im Enzkreis hatte vor drei Wochen die Notunterkunft besucht und sich bei den Flüchtlingen und dem zuständigen Vertreter des Landratsamtes informiert. Es gab seit dem Erstbezug am 19. Februar keine Möglichkeit für die Flüchtlinge, etwas zu kochen, keinen Kühlschrank (nicht einmal für Medikamente, obwohl es Kranke in der Halle gab) für knapp 80 Flüchtlinge, davon über 40 Kinder, keinen Aufenthaltsraum neben der beengten Halle. Diese ist nicht zu lüften, schlecht zu heizen, Mäuse laufen auf dem Boden, auf dem Kinder krabbeln. Es gibt Tag und Nacht keine Ruhe für die aktuell 72 Menschen. „Ich habe hier keine einzige Nacht schlafen können“, sagte ein Flüchtling. Die in einem Container außerhalb der Halle angesiedelten wenigen Duschen waren anfangs nur 2 Stunden am Tag geöffnet, jetzt werden sie um 19 Uhr geschlossen. Das angelieferte warme Mittagessen ist für die Flüchtlinge zum Teil nicht zumutbar, die „Essenstüte“ für den Abend und den folgenden Morgen ist äußerst knapp bemessen. Kaffee und Tee müssen sich die Flüchtlinge von dem Taschengeld kaufen, was sie als einzige Barleistung erhalten.   

Nach Meinung von Joachim Wildenmann, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Grünen Kreistagsfraktion im Enzkreis, sind bei der Begehung positive Veränderungen in Aussicht gestellt worden, die bis auf wenige Ausnahmen auch drei Wochen später noch nicht umgesetzt seien: „Auch wenn es in der nächsten Zeit möglich sein sollte, dass die Flüchtlinge in Bauschlott z.B. selbst kochen und durch Bargeldauszahlung selbst einkaufen können, ist die Lebenssituation in der Halle weiterhin unerträglich. Diese lässt sich auch nicht durch das Engagement der Beteiligten vor Ort wie Heimleiter, Hausmeister, Sozialarbeiterin oder die vielen Ehrenamtlichen beseitigen.“
Bei einer jüngsten Begehung erklärte ein Flüchtling: „Wir wollen keinen Luxus, keine Paläste, sondern nur das Notwendigste, um als Menschen zu leben. Wir sind Menschen und keine…“
Ist das zu viel verlangt? fragen der Flüchtlingsrat und die Grünen-Kreistagsfraktion.

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