Flüchtlingsarbeit in Baden-Württemberg

20 Jahre, schwanger, abgeschoben nach Italien…

Junges Paar nach Abschiebung aus Baden-Württemberg ohne Unterstützung auf der Straße gelandet

Im Juli ist ein junges nigerianisches Paar aus Baden-Württemberg nach Italien abgeschoben worden. Die 20-jährige Frau war zu diesem Zeitpunkt im dritten Monat schwanger. In Foggia/Süditalien sollten sie in ein völlig überfülltes Aufnahmelager einziehen, doch dieses war mit über 1000 Bewohner*innen statt der vorgesehenen Maximalbelegung von 700, völlig überfüllt. Dieser Bericht basiert auf den Angaben der Betroffenen und einer Ehrenamtlichen, die mit ihnen im Kontakt steht. Sowohl die Ehrenamtliche als auf das abgeschobene Paar sind dem Flüchtlingsrat namentlich bekannt.
Sie berichten von katastrophalen Sanitäreinrichtungen und davon, dass sie keinerlei Unterstützung von staatlicher oder karitativer Seite erhalten. 
Es blieb der Platz auf der Straße, schließlich in einem der größten Ghettos vor der Stadt, Borgo Mezzanone, im Freien: zwischen illegalen Tomatenpflückern, Drogenhandel und Prostitution. Tagsüber versuchten sie, sich in der Stadt etwas zusammenzubetteln, Arbeit gab es keine. Hilfe war nicht in Sicht, weder von staatlicher Seite noch von caritativen Organisationen. Zwei Hilfsorganisationen, die sie ansprachen, konnten keine Unterkunft zur Verfügung stellen - ihre Unterkünfte waren schon voll belegt. Niemand konnte ihnen sagen, ob und wann sie einen Dach über den Kopf bekommen könnten. Da gab ihnen jemand Geld für die Rückfahrt nach Deutschland. So erfuhren sie von ihrem Anwalt, dass über ihre Klage gegen den Ablehnungsbescheid noch gar nicht entschieden ist.
Der örtliche Bundestagsabgeordnete, darauf angesprochen, schrieb unter anderem: "dass die Migrationspolitik von verschiedensten Ressourcen abhängt, die auch in Deutschland nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen und im Interesse aller Betroffenen abgewogen werden müssen" und auch "dass auch innerhalb der Staaten der Europäischen Union ein fairer Ausgleich gefunden werden muss. So gebieten etwa die Regeln des Dublin-Abkommens, dass Migranten in den Mitgliedsstaat zurückgeführt werden sollen, in dem sie zuerst einen Asylantrag gestellt haben". 
Dass die Dublin-Regeln für einen fairen Ausgleich innerhalb der Staaten der Europäischen Union sorgen, ist eine Erkenntnis, die dem Abgeordneten exklusiv sein dürfte.
Hier noch ein Video über Borgo Mezzanone, das vor wenigen Wochen im italienischen Fernsehen zu sehen war:

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